Liebe Chantal Kopf,
seit inzwischen über vier Jahren stehen wir als Fridays for Future für eine klimagerechte Zukunft auf der Straße. Unsere Generation ist die letzte, die die Zerstörung noch aufhalten kann. Millionen von Menschen haben deshalb gemeinsam mit uns fürs Klima demonstriert. Nur einen Tag vor der letzten Bundestagswahl waren auch in Freiburg über 12.000 Menschen auf dem Klimastreik von Fridays for Future. Viele von ihnen haben den Grünen ihr Vertrauen geschenkt und dich in Freiburg zur direkt gewählten Abgeordneten gemacht, weil sie endlich eine konsequente Klimapolitik erwarten. Denn: Wir wissen, dass diese Bundesregierung die letzte ist, die uns noch auf einen Pfad zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze lenken kann.
Umso bestürzter sind wir nun, dass ausgerechnet Mona Neubauer und Robert Habeck aus deiner Partei einen Deal mit dem Klimakiller RWE beschlossen haben, der Lützerath zerstört und die 1,5°C-Grenze sprengt. Die Kohle unter Lützerath entspricht 280 Mio. Tonnen CO₂. Damit wird viermal mehr Kohle abgebaggert, als für die Einhaltung eines gerechten Beitrags Deutschlands zum Pariser Klimaabkommen zulässig ist. Genau gegen eine solche Politik hast du in deinem Wahlkampf geworben.
Ein ganzes Dorf wird dafür abgebaggert, dass RWE noch mehr Profite machen darf. Die Bewohner*innen wurden dafür enteignet, die Klimaaktivisti sollen gewaltsam geräumt werden. Und das alles, obwohl Studien zeigen, dass die Kohle unter Lützerath energiewirtschaftlich nicht notwendig ist, damit in Deutschland die Lichter weiter brennen. Es geht also nicht um die Sicherung der Energieversorgung, sondern um Extraprofite für einen Konzern, der für einen großen Teil der Klimazerstörung in Deutschland verantwortlich ist.
Das Beharren auf der Verschiebung des Ausstiegsdatums von 2038 auf 2030 ist zynisch: Denn es geht nicht um eine Jahreszahl, sondern um die absolute Menge an CO₂, die aus Deutschlands Kohlegruben noch in unsere Atmosphäre emittiert werden soll. Mit diesem Deal ist für RWE der Weg frei, unsere Zukunft abzubaggern und zu verfeuern. Fast die Hälfte der Delegierten hat beim letzten Parteitag deiner Partei gegen diese Politik gestimmt. Trotzdem wird sie jetzt in Eiltempo durchgesetzt: RWE schafft bereits jetzt Fakten und gräbt gefährlich nah an Lützerath heran. Es braucht also dringend ein politisches Zeichen gegen diese Zerstörung!
Liebe Chantal, auch wenn Lützerath kein Stadtteil von Freiburg ist, halten wir es für deine Verantwortung, als gewählte Vertreterin der inoffiziellen Grünen Hauptstadt Deutschlands eine klare Haltung zu zeigen: Stehe für die Werte ein, mit denen du im Wahlkampf Stimmen gewonnen hast und äußere dich jetzt eindeutig gegen die Zerstörung von Lützerath und die Überschreitung der deutschen 1,5°C-Grenze! Es braucht ein Moratorium der Räumung – jetzt!
Mit klimagerechten Grüßen
Fridays for Future Freiburg
Mit diversen Aktionen machen Aktivist*innen in Freiburg auf die dramatische Lage in Lützerath aufmerksam. Dazu wurde am Mittwochabend spontan eine Kundgebung organisiert, der heute die Übergabe eines offenen Briefes an Chantal Kopf folgt. In den nächsten Tagen fahren fünf Reisebusse aus Freiburg zur großen Demonstration am Samstag in Lützerath.